Lab Insight

Warum wir einen "Agile Hub" gegründet haben

Theorie und Praxis von agilem Arbeiten im Zusammenspiel mit systemischer Organisationsberatung: Ein Interview mit Gerhard.

Der Oberösterreicher Gerhard ist Gründungsmitglied von dwarfs and Giants und als Evolutionary Catalyst in zahlreichen Projekten involviert. Er schloss sein Magisterstudium in Soziologie und Marketing ab und promovierte zum Thema Organisationsentwicklung an der Universität Wien. In seinen mehr als 15 Jahren Berufserfahrung als Unternehmensberater begleitete er große Transformations- und Innovationsprojekte in europäischen und global agierenden Organisationen. Als Pendler und Business-Traveller ist er mobiles Arbeiten in einem dynamischen Umfeld gewohnt – so sitzt er auch an diesem Donnerstag Abend im Zug und erzählt, was es mit dem Buzzword „Agile“ auf sich hat:

Woher kommst du gerade?

Aus dem “Agile Hub” Workshop, einem ganztägigen Arbeitsformat im wunderschönen Seminarraum im Grünen im 13. Bezirk.

Der "Agile Hub" im Sommer 2017 in Wien

Was ist das für ein Projekt, und in welcher Rolle bist du dort dabei?

Wie kann ich meine Organisation agilisieren? Diese Frage hört man derzeit oft von Kundenseite – und wir arbeiten laufend an passenden Antworten dazu. Den „Agile Hub“ habe ich selbst als Initiator mitgegründet und bin Teilhaber und Teilgeber des Projekts. Die Idee ist, uns als dwarfs and Giants mit agilen Coaches auszutauschen: Einerseits zur Theorie und Praxis von agilem Arbeiten, andererseits dem Zusammenspiel dieser Methoden mit systemischer Organisationsberatung.

Wie kam es zur Gründung des “Agile Hub”?

Vor ca. einem halben Jahr hatten wir vermehrt Anfragen größerer Unternehmen aus verschiedenen Sparten – von Automotive, über Finance bis Mode – die sich fragen, wie die Kultur der Organisation verändert werden kann, um agiler an Dinge heranzugehen. Wie können wir neue Arbeitsweisen einführen, um dynamisch auf Änderungen des Marktes zu reagieren und innovativer zu werden?

Da wurde uns bewusst, dass wir einerseits bereits viele Antworten haben, aber es andererseits in diesem Themenkomplex noch viel mehr an Expertise gibt. Deshalb haben wir den „Agile Hub“ mit fünf agilen Coaches gegründet. Mit allen davon arbeiten wir bereits in unterschiedlichen Kundenprojekten, und nun basteln wir auch an der oben genannten Frage gemeinsam weiter.

Was ist deine größte Herausforderung in diesem Prozess?

Antworten für den Kunden zu finden, die nicht 08/15 sind und quasi schon auf der Hand liegen – sondern Antworten, die einen Kulturwandel hin zum „neuen Arbeiten und neuen Organisieren“ unterstützen, die einen Praxistransfer vom now:land ins next:land ermöglichen.

Was hilft dir bei der Bewältigung dieser Herausforderung?

Den Hub als agiles Projekt auch agil aufzusetzen. Das Tun, worüber wir reden. Also das Arbeiten in Sprints, das Nutzen eines virtuellen Kanban-Boards (via Trello), das rasche Prototyping von Ideen, das Einholen von Feedback und die laufende Adaption unserer Ideen, und die Weiterentwicklung unserer Ansätze in verschiedenen kleinen Projektgruppen, die wiederum für das größere Ganze ihren Beitrag beisteuern.

Was ist heute sonst noch konkret passiert?

Wir haben Methoden und Herangehensweisen konkretisiert, wie wir Unternehmen bei der Agilisierung unterstützen können – weg von einer Kultur des „Fertigstellens“, also alles immer zu 100% abzuschließen bevor es rausgeht, hin zu einem Prototyping und Ausprobieren. Und: Wie kann man dabei Haltung einer systemischen Herangehensweise nutzen?

Dazu schreiben wir gerade weiter an unserem dwarfs and Giants Manifesto, und bringen konkrete Beispiele, was die next:land Prinzipien mit Fokus auf Agilisierung in der Praxis bedeuten können: Die Handlungsorientierung auf den „Purpose“, verteilte Autorität, evolutionäres Lernen, Autonomie in der Zusammenarbeit und Transparenz.

Was war dein Lieblingsmoment?

Die Erkenntnis, dass hier verschiedene Menschen gemeinsam an etwas arbeiten – unabhängig davon, ob sie alle bei einer Organisation involviert sind, oder nicht. Also Co-Kreation und Co-Produktion vor Konkurrenz!

Was kann ich mehr zu diesem Thema herausfinden?

Der Artikel „Embracing Agile“ im Harvard Business Manager beschreibt anschaulich, wie sich Agilität auf verschiedene Bereiche wie das General Management über die Strategiearbeit bis hin zu Marketinginitiativen auswirkt.

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